Krank nach Kritikgesprächen: Was Leitungskräfte in der ambulanten Pflege tun können
 
Liebe Leserin, lieber Leser,

mit einer Mitarbeiterin hatte ich ein Kritikgespräch und schwupps lag am nächsten Tag die Krankmeldung auf meinem Tisch. Kommt Ihnen das bekannt vor?


Viele Ärzte machen mit. Wenn es heißt, dass jemand in der Pflege arbeitet, ist die Arbeits­unfähigkeits­bescheinigung oft schnell ausgestellt. Ich will jetzt nicht alle über einen Kamm scheren, bei Vielen ist die AU auch mit Sicherheit gerechtfertigt. Doch die Klagen von Geschäftsführern und Geschäftsführerinnen über eine Krankmeldung, wenn etwas im Betrieb nicht so läuft, wie die Mitarbeitenden sich das vorgestellt haben, häufen sich.

Erfahren Sie im heutigen Führungsimpuls, wie Sie schon im Bewerbungsgespräch neuen Mitarbeitenden deutlich machen können, worauf es Ihnen bei der Zusammenarbeit ankommt und wie Sie Krankmeldungen aufgrund von Unzufriedenheiten vorbeugen können.

Annett Urban hat zu unserem Thema heute diese Frage mitgebracht ...
   
 
 
 
   
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Urban
   
   
Annett Urban,
Chefredakteurin „pdl.konkret ambulant“, fragt für Sie:
   
   
   
 
Hallo liebe Claudia,

ich bin's, Annett von „pdl.konkret“ ambulant. Herzlichen Dank für Deine immer hilfreichen Tipps zur Mitarbeiterkommunikation!

Deine Ratschläge verdeutlichen mir immer wieder, wie wichtig es ist, dass beide Seiten – ob PDL oder die Mitarbeiter – offen über ihre Erwartungen sprechen.

Mitarbeiter können ihre Wünsche und Bedürfnisse meist sehr klar ausdrücken. Kein Wochenenddienst, die Wunscharbeitszeit usw.

Doch es ist genauso wichtig, dass auch wir als Arbeitgeber unsere Erwartungen verständlich und ohne abschreckend zu wirken, kommunizieren. Dies ist gerade während eines Bewerbungsgesprächs sehr wichtig.

Offen über unsere Erwartungen zu sprechen ist der Schlüssel, denn ohne diese Kommunikation können neue Mitarbeiter unsere Erwartungen nicht kennen und somit auch nicht erfüllen.

Könntest Du uns vielleicht ein paar Tipps geben, wie man als PDL Erwartungen und Regeln in einem Bewerbungsgespräch klar, aber freundlich vermittelt, sodass neue Mitarbeiter genau verstehen, was bei uns erwartet wird?

Danke Dir vielmals für Deine Unterstützung! Liebe Grüße aus der PDL-Redaktion,

Deine Annett
 
 
 
 
 
 
   
Urban
   
   
Claudia Henrichs,
Kommunikationsexpertin für die Pflege, antwortet:
   
   
   
 
Liebe Annett,

Du bringst es auf den Punkt. Je konkreter schon im Bewerbungsgespräch deutlich wird, welche Erwartungen und Regeln für eine reibungslose Zusammenarbeit gelten, desto geringer ist die Chance, dass sich implizite Regeln durchsetzen. Implizite Regeln sind nicht ausgesprochen, werden aber gelebt. Eine dieser impliziten Regeln lautet in machen Pflegediensten: „Wenn Dir etwas nicht passt, dann melde Dich krank!“
 
Wünsche an den Arbeitgeber
 
In der Folge 5.22 Bewerber im Erstkontakt begeistern hatte ich Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser empfohlen, folgende Frage zu stellen:

„Wie muss ein Arbeitgeber sein, für den Sie gerne arbeiten wollen?“

Diese Antworten kennen Sie bestimmt auch:
Ich möchte genug Zeit für meine Patienten haben!
Ich kann erst um 09:00 Uhr!
Ich möchte keinen Teildienst fahren!
Ich möchte nicht am Wochenende arbeiten!
Ich will nicht aus dem „Frei“ geholt werden!
Ich möchte mich wohlfühlen!

Ein Geschäftsführer eines großen Pflegeunternehmens erzählte mir vor Jahren von einer seiner wichtigsten Erkenntnis. Er sagte: „Die größte Herausforderung in meinem Führungsalltag ist es, dass meine Mitarbeitenden meine Erwartungen nicht erfüllen. Dann wird mir immer wieder bewusst, dass ich meine Erwartungen nicht ausgesprochen habe!“

Mein Tipp:

Nutzen Sie die Gelegenheit in Bewerbungsgesprächen Position zu beziehen und Ihre Erwartungen deutlich zu machen, damit Bewerber verstehen, dass sie in Ihrem Pflegedienst Teil eines Teams sind und JEDER für einen reibungslosen Ablauf des Pflegebetriebs mitverantwortlich ist!
 
   

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Position beziehen. Was gilt bei uns!
 
Auf die Wünsche, die Bewerber und Bewerberinnen äußern, lesen Sie Antworten, die gut geeignet sind, genau zu erfahren, was bei Ihnen gilt und was eben auch nicht. Darüber hinaus legen Sie die Verantwortung für ein gutes Miteinander und die kompetente Versorgung Ihrer Pflegekunden auch ein Stück weit auf die Schultern aller.

Ich möchte genug Zeit für meine Patienten haben!

„Sie haben so viel Zeit für Ihre Patienten, wie diese mit uns vertraglich vereinbart haben! Wenn Sie vor Ort Mehrbedarf sehen, ist bei uns die Regel, dass Sie mich darüber informieren und wir gemeinsam beraten, ob der Pflegevertrag angepasst werden muss!“

Ich kann erst um 09:00 Uhr!

„Wir nehmen Rücksicht auf die individuellen Bedürfnisse unserer Mitarbeiter*innen. Und darauf, dass alle ihr Privat- und Berufsleben unter einen Hut bekommen. Das beachten wir auch, wenn neue Pflegeverträge geschlossen werden. Wenn es mal eng wird, dann erwarte ich, dass jeder für den anderen einspringt im Rahmen seines Arbeitsvertrages!“

Ich möchte nicht am Wochenende arbeiten!

„Alle unsere Einsatzkräfte haben an einem Wochenende im Monat Dienst! Das funktioniert bei uns gut, weil alle sich darauf verlassen können, dass die Verantwortung für unsere Pflegekunden gemeinsam getragen wird und keiner sich auf dem Rücken von anderen ausruht!“

Ich möchte keinen Teildienst fahren!

„Teildienste vermeiden wir weitestgehend! Sie kommen nur dann vor, wenn ungeplante Engpässe durch Krankheiten entstehen oder Pflegeverträge erweitert werden müssen. Wir legen großen Wert darauf, dass die vereinbarten Einsätze mit dem Kontingent der Arbeitsstunden unserer Mitarbeitenden zusammenpassen. Für diese Engpasszeiten erwarte ich die Bereitschaft « Einer für alle! Alle für einen! »“

Ich will nicht aus dem Frei geholt werden!

„Bei uns gilt: frei ist frei! Eher sagen wir Einsätze ab! Außerdem arbeiten wir mit dem Modell Bereitschaftsdienst, der einspringt, wenn es zu unvorhergesehenen Ausfällen kommt! In den meisten Fällen sprechen sich die Mitarbeitenden untereinander ab, wenn Touren getauscht werden und informieren mich darüber!“

Ich möchte mich wohlfühlen!

Uns ist es wichtig, dass alle gerne zur Arbeit kommen. Wir legen Wert darauf, dass unsere Mitarbeitenden sich gegenseitig vertrauen und sich aufeinander verlassen können. Missstimmungen und Konflikte klären wir so schnell wie möglich, über andere hinter deren Rücken lästern, mögen wir gar nicht. Wenn jemand krank ist, ist er oder sie krank. Wenn wir den Eindruck haben, dass jemand eine Krankschreibung einreicht, weil ihm oder ihr etwas nicht gefällt, dann passt diese Person nicht in unser Team!
 
Die gemeinsam getragene Verantwortung
 
Es kann sein, dass einige Aussagen aus meinen Formulierungen nicht zu Ihrem Pflegedienst passen. Vielleicht gibt es bei Ihnen keinen Bereitschaftsdienst, oder Teildienste sind bei Ihnen die Regel und nicht die Ausnahme. Passen Sie die Formulierungen einfach auf Ihr Unternehmen an.

Wichtig sind die Aussagen, bei denen es um die gemeinsam getragene Verantwortung geht:
mich darüber informieren und wir gemeinsam beraten
dass jeder für den anderen einspringt
Verantwortung für unsere Pflegekunden gemeinsam getragen wird
Einer für alle! Alle für einen!
sprechen sich die Mitarbeitenden untereinander ab
dann passt diese Person nicht in unser Team!

Mein Tipp:

Auch, wenn Ihre Bewerber nichts dergleichen auf Ihre Frage „Wie muss ein Arbeitgeber sein, für den Sie gerne arbeiten wollen?“ antworten, bringen Sie Ihre wichtigsten Positionen und Erwartungen selbst ins Gespräch ein. Ihr Vorteil ist, dass Sie sich immer wieder auf dieses Gespräch beziehen können.
 
   

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Die Führungsimpulse machen Sommerpause!
 
Viele von Ihnen werden in den nächsten Wochen ihren Sommerurlaub genießen. Annett Urban und ich wünschen Ihnen eine wunderbare Zeit. Auch wir legen eine Pause ein. Die nächsten Führungsimpulse erscheinen am 30.08.2024.

Wenn Sie bis dahin weiter Führungsimpulse hören oder lesen wollen, dann stöbern Sie doch einmal in unserem Artikel-Archiv. Mittlerweile haben wir schon 45 Impulse veröffentlicht!

Ich hoffe, auch mein heutiger Führungsimpuls hat Ihnen gefallen. Schreiben Sie mir gerne, welche Erfahrungen Sie bei der Umsetzung gemacht haben. Haben Sie konkrete Führungsthemen, die ich in einer der nächsten Folgen für Sie aufbereiten soll? Sehr gerne! Schreiben Sie mir unter fuehrungsimpulse@ppm-online.org. Ich freue mich auf Ihre Nachricht!

Herzliche Grüße,
Ihre Claudia Henrichs

PS: Dieses Zitat zum heutigen Thema habe ich für Sie mitgebracht:
Zitat der Woche
„Lass deinen Leuten Bewegungs­freiheit, aber stell sicher, dass sie wissen, wo die Zaungrenze verläuft.“

Kevin Lehmann, deutscher Unternehmer