Was tun, wenn die Mitarbeiterin unangenehm riecht?
 
Liebe Leserin, lieber Leser,

ganz gleich, um welchen unangenehmen Geruch es sich handelt: Weil es vielen peinlich ist, das brisante Thema anzusprechen, wird im Job meist geschwiegen. Das ist allerdings der schlechteste Weg mit dem Problem umzugehen. Die Situation ändert sich dadurch nämlich nicht. Der oder die Betroffene wundert sich nur warum sich die Kollegen so distanziert verhalten.

Probleme löst man am besten, indem man sie anspricht. Manche Themen sind allerdings so peinlich und brisant, dass es schwerfällt, darüber zu reden.

Erfahren Sie im heutigen Führungsimpuls wie Sie Ihre Hemmungen überwinden und auch heikle Dinge wie Körpergeruch oder ungepflegtes Aussehen souverän und taktvoll ansprechen.
   
 
 
 
   
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Urban
   
   
Annett Urban,
Chefredakteurin „pdl.konkret ambulant“, fragt für Sie:
   
   
   
 
Hallo, liebe Claudia,

gestern, auf dem Weg zum Markt, fiel mir eine Frau, die aus einem Pflegedienstauto stieg, besonders ins Auge (und in die Nase). Sie hatte ungepflegte Haare, die ungebügelte Dienstkleidung wirkte schmuddelig und als sie an mir vorbei ging, zog sie eine unangenehme Schweißwolke hinter sich her. Dann erinnerte ich mich, dass auch ich einmal eine sehr ungepflegte Mitarbeiterin in meinem Team hatte und mir fiel auch wieder ein, wie unangenehm es mir war, diese Mitarbeiterin darauf anzusprechen, dass ihr ungepflegtes Aussehen und der Geruch keinen guten Eindruck in der Öffentlichkeit macht. Daher würde ich mich dolle freuen, wenn Du uns heute einige Tipps geben kannst, wie man Mitarbeiter auf unangenehme Dinge anspricht, ohne sie zu verletzen.

Herzliche Grüße aus der PDL-Redaktion,

Deine Annett
 
 
 
 
 
 
   
Urban
   
   
Claudia Henrichs,
Kommunikationsexpertin für die Pflege, antwortet:
   
   
   
 
Liebe Annett, liebe Leserin, lieber Leser,

ich denke, es geht vielen heute noch so, wie Dir damals mit Deiner Mitarbeiterin. Die Themen Körpergeruch und ungepflegtes Aussehen anzusprechen fällt vielen schwer, weil es als peinlich empfunden wird und die Befürchtung groß ist, den anderen zu verletzten.

Das Dilemma

Die Nase der Mitarbeiterin nimmt den unangenehmen Körpergeruch gar nicht wahr. Das heißt: Wer schwitzt, Knoblauchgerüche verbreitet, an Mundgeruch leidet oder in einer zu starken Parfumwolke schwebt, bekommt das selbst häufig nicht mit.
 
Drei gute Gründe unangenehme Themen mutig anzugehen
 
1. Legen Sie den Schwerpunkt auf Ihre Bedürfnisse.
Machen Sie es sich ruhig einmal bewusst, was es für Sie bedeutet, eine belastende Situation auf Dauer hinzunehmen. Immer wieder die Luft anhalten zu müssen oder sogar gegen Übelkeit anzukämpfen, wenn Sie es mit der Mitarbeiterin zu tun haben.
2. Legen Sie Wert darauf, dass Ihr Pflegedienst einen guten Eindruck in der Öffentlichkeit macht.
Die Mitarbeiterin ist Imageträgerin für Ihren Pflegedienst. Schnell wird durch den Körpergeruch und das ungepflegte Äußere einer Mitarbeiterin vermutet, dass im gesamten Pflegedienst nicht allzuviel Wert auf gepflegtes Äußeres gelegt wird. Sei es nun beim Bäcker, auf dem Markt oder bei Pflegekunden und deren Angehörigen.
3. Sorgen Sie für ein kollegiales Klima in Ihrem Team.
Wahrscheinlich ist der Körpergeruch auch den Kolleginnen schon aufgefallen. Sie sorgen dafür, möglichst nicht in die Nähe der Mitarbeiterin zu kommen oder tuscheln hinter deren Rücken über sie. Das schadet auch dem Image des Betroffenen. Indem Sie als Leitung das Thema so schnell wie möglich ansprechen, machen Sie deutlich, dass in Ihrem Pflegedienst auch unangenehme Themen nicht auf die lange Bank geschoben werden.

Spielregeln für ein unangenehmes Gespräch

1. Verabreden Sie sich für ein Gespräch unter vier Augen. Vermeiden Sie auf jeden Fall das Thema zwischen Tür und Angel anzusprechen.
2. Erzählen Sie der Mitarbeiterin warum Sie sehr gerne mit ihr zusammenarbeiten.
3.  Bekennen Sie sich zu Ihren unguten Gefühlen.

Zum Beispiel:
„Es fällt mir nicht leicht, das anzusprechen!“ oder
„Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten!“ oder
„Ich war mir unsicher, wie ich das Thema ansprechen soll. Dann habe ich mich dazu entschieden, den direkten Weg zu wählen.“
4.  Sprechen Sie das Thema klar an und betonen Sie, dass auch die Mitarbeiterin Vorteile davon hat, wenn sie Ihren Hinweis annimmt.

Beispiel 1:
„Ich weiß, dass Sie es nicht bemerken können. Deshalb möchte ich Ihnen Unannehmlichkeiten ersparen und Ihnen helfen, indem ich Ihnen sage, dass Sie Körpergeruch haben! Es ist Ihnen wahrscheinlich gar nicht aufgefallen.“

Beispiel 2:
„Meiner Ansicht nach passt Deine Kleidung nicht zu unserem definierten äußeren Erscheinungsbild. Deine Dienstkleidung wirkt ungebügelt und zu oft getragen auf mich. Damit Deine Kolleginnen oder Pflegekunden nicht anfangen über Dich zu reden, möchte ich Dir das gerne sagen!“
5.  Vermeiden Sie kluge Ratschläge.
„Nehmen Sie doch mal ein anderes Deo!“ oder „Waschen Sie Ihre Kleidung häufiger!“ geht manchmal am Problem vorbei. Möglicherweise handelt es sich bei Körpergeruch um ein medizinisches Problem oder die Mitarbeiterin ist in der Menopause. Dann kommt es nämlich häufiger vor, dass Schweißanfälle auftreten.

Wichtig zu wissen:

In einer repräsentativen Umfrage der GfK-Marktforschung bestätigten rund zwei Drittel, dass sie nicht beleidigt reagieren würden, wenn jemand sie auf unangenehmen Körpergeruch hinweisen würde. Im Gegenteil - sie wären für einen solchen Hinweis sogar dankbar.

Mit diesem Hintergrundwissen könnten sie den Hinweis auf das Müffeln so vermitteln, dass er als Vertrauensbeweis zu verstehen ist.

Zum Beispiel:
"Wenn bei mir irgendetwas nicht in Ordnung wäre, ich einen Fussel in den Haaren, Spinat zwischen den Zähnen oder mit offenem Hosenstall herumlaufen würde, würdest du mir das sagen?" Die angesprochene Person reagiert dann meist positiv. Ein guter Einstieg für den Satz: "Ich habe da auch etwas, das ich dir sagen möchte."

Und noch ein allerletzter Tipp zum Schluss

Halten Sie schriftlich fest, welche Erwartungen Sie an das äußere Erscheinungsbild aller Ihrer Mitarbeitenden haben und sprechen Sie im Einstellungsgespräch darüber.

Ich hoffe, auch mein heutiger Führungsimpuls hat Ihnen gefallen. Schreiben Sie mir gerne, welche Erfahrungen Sie bei der Umsetzung gemacht haben. Haben Sie konkrete Führungsthemen, die ich in einer der nächsten olgen für Sie aufbereiten soll? Sehr gerne! Schreiben Sie mir unter fuehrungsimpulse@ppm-online.org. Ich freue mich auf Ihre Nachricht!

Herzliche Grüße,
Ihre Claudia Henrichs

PS: Sie haben unsere ersten Folgen verpasst? Kein Problem auf www.pdl-konkret.de/Fuehrungsimpulse finden Sie alle bislang erschienenen Folgen von „Führungsimpulse“ zum Nachlesen und Nachhören.

PPS: Dieses Zitat zum heutigen Thema habe ich für Sie mitgebracht:
 
 
 
Zitat
„Die Wahrheiten, die wir am wenigsten gern hören, sind diejenigen, die wir am nötigsten kennen sollten.“

chinesische Weisheit