Warum kündigt ein Mitarbeiter in der Probezeit?
 
Liebe Leserin, lieber Leser,

60 - 70% aller Mitarbeitenden, die ihre Kündigung einreichen, haben diese Entscheidung schon innerhalb der ersten sechs Monate getroffen.

Darum ist es wichtig, in der Frühphase der Beschäftigung neue Pflegekräfte nicht nur in ihre Aufgaben einzuweisen, sondern ihnen auch das Gefühl zu geben, willkommen und gut aufgehoben zu sein.

Erfahren Sie im heutigen Führungsimpuls, womit Sie Mitarbeitende in der Probezeit vergraulen, womit Sie begeistern können und welche fünf Fragen unbedingt in Probezeitgesprächen gestellt werden sollten.
   
 
 
 
   
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Urban
   
   
Annett Urban,
Chefredakteurin „pdl.konkret ambulant“, fragt für Sie:
   
   
   
 
Hallo liebe Claudia,

viele PDLer haben bestimmt auch schon häufig Pflegekräfte eingearbeitet, die noch während der Probezeit wieder gekündigt haben. Entweder ist man als Führungskraft ganz froh, dass diese Pflegekraft von sich aus geht hat oder man ist enttäuscht, weil alles so gut passte.

Hast Du einige Tipps, wie eine Führungskraft sicherstellen kann, dass neue und gute Pflegekräfte in den ersten 6 Monaten ihrer Beschäftigung nicht nur gut in ihre Aufgaben eingewiesen werden, sondern sich auch willkommen und gut aufgehoben fühlen, um frühzeitige Kündigungsentscheidungen zu vermeiden?

Ich bin gespannt, welche Ansätze und Fragen Du empfehlen kannst, um Mitarbeiter während der Probezeit zu begeistern und gleichzeitig eventuelle Problembereiche herauszuarbeiten.

Mit herzlichen Grüßen,

Deine Annett
 
 
 
 
 
 
   
Urban
   
   
Claudia Henrichs,
Kommunikationsexpertin für die Pflege, antwortet:
   
   
   
 
Wie kann ich neue Mitarbeitende in der Probezeit vergraulen?
 
Liebe Annett, liebe Leserin, lieber Leser,

die acht wichtigsten Punkte, die Sie vermeiden sollten:
 
1. Keine Zielformulierung,
2. Orientierung über gewünschtes Verhalten verweigern,
3. Abläufe und Regeln nicht erklären,
4. mit Situationen konfrontieren, die nur zu bewältigen sind, wenn jemand eingearbeitet ist,
5. keine festen Dienstzeiten,
6. keine Zeit für Gespräche während der Einarbeitungszeit,
7. keine Rückmeldung zur Leistung,
8. kein Interesse an neuen Ideen.
 
Wie sieht Einarbeitung aus, die begeistert?
 
Vor dem ersten Arbeitstag

Planen Sie die Einarbeitung der neuen Pflegekraft noch bevor diese ihren Dienst beginnt. Grundlage Ihrer Planung sind die individuellen Erfahrungen und Kenntnisse der neuen Mitarbeitenden. Beziehen Sie diese drei Punkte auf jeden Fall in Ihre Überlegungen ein:
 
1. Welche Aufgaben sollen in der Probezeit zu welchem Zeitpunkt mit welchem Ziel selbstständig bewältigt werden?
2. Welche Person steht als Mentor bzw. Mentorin zur Verfügung und welche Aufgabe hat diese genau?
3. Wann am ersten Tag das Orientierungsgespräch stattfinden soll und in welchen Zeitfenstern weitere Gespräche während der Probezeit geführt werden?

Während der Probezeit
 
1. Führen Sie Gespräche. Führen Sie Gespräche. Führen Sie Gespräche.
Die wichtigste Information zu Beginn der Zusammenarbeit ist, dass Sie erzählen, welches Verhalten Sie gerne sehen und was Sie nervig finden.
Beispiel: „Wir sind offen für neue Impulse von außen. Was wir nicht so gerne hören ist, was beim früheren Arbeitgeber alles besser gewesen ist.“
Die wichtigste Frage in jedem Gespräch während der Einarbeitungszeit: „Was gefällt Ihnen hier gut und was könnten wir verbessern?“
 
2. Formulieren Sie Ihre Erwartungen so konkret wie möglich.

Als Führungskraft haben Sie Erwartungen an das Verhalten und an die Leistungen Ihrer Mitarbeitenden.

Bezogen auf das Verhalten reicht es nicht aus, wenn Sie sagen: „Ich erwarte, dass Sie ehrlich, freundlich, pünktlich, verlässlich sind!“. Erzählen Sie ganz genau, welches Verhalten Sie mit diesen Eigenschaften meinen.

Bezogen auf die Leistung reicht es nicht aus, wenn Sie sagen: „Ich erwarte, dass Sie nach zwei Wochen die Tour selbstständig fahren können!“ Formulieren Sie konkret, was Sie unter „selbstständig fahren“ verstehen.
 
3. Gehen Sie gemeinsam auf die Suche nach impliziten Regeln, die in Ihrem Pflegedienst gelten.

Implizite Regeln gibt es in jedem Team. Sie sind nicht ausgesprochen oder aufgeschrieben, wirken aber oft viel stärker, als die offiziellen Vereinbarungen.
Beispiel: Dienstbesprechungen beginnen nie pünktlich. Jeder kann später kommen.

Neuen Mitarbeitenden fallen diese impliziten Regeln schnell auf. Langjährige Teamkollegen haben sich schon daran gewöhnt. Wenn diese Regeln hinderlich sind, ist es sinnvoll sie zu verändern!
 
Fünf entscheidende Fragen für Ihre Probezeitgespräche
 
1.  Was gefällt Ihnen hier gut und was könnten wir verbessern?
2.  Was geschieht hier immer wieder, worüber Sie sich gewundert haben?
3.  Welche Aufgabe haben Sie mit welchem Ergebnis gemeistert?
4.  Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis Ihrer Arbeit?
5.  Welche Unterstützung brauchen Sie noch von mir oder anderen, damit Sie Ihre Arbeit noch besser erledigen können?
 
Auf die Haltung kommt es an
 
Wenn Sie die Einstellung leben:

„Ich bin offen für Impulse von außen, will keine Befehlsempfänger, sondern Menschen, die mitdenken!“

dann wird bei Ihnen niemand während der Probezeit kündigen!

Ich hoffe, auch mein heutiger Führungsimpuls hat Ihnen gefallen. Schreiben Sie mir gerne, welche Erfahrungen Sie bei der Umsetzung gemacht haben. Haben Sie konkrete Führungsthemen, die ich in einer der nächsten Folgen für Sie aufbereiten soll? Sehr gerne! Schreiben Sie mir unter fuehrungsimpulse@ppm-online.org. Ich freue mich auf Ihre Nachricht!

Herzliche Grüße,
Ihre Claudia Henrichs

PS: Sie haben unsere ersten Folgen verpasst? Kein Problem auf www.pdl-konkret.de/Fuehrungsimpulse finden Sie alle bislang erschienenen Folgen von „Führungsimpulse“ zum Nachlesen und Nachhören.

PPS: Dieses Zitat zum heutigen Thema habe ich für Sie mitgebracht:
 
 
 
Zitat der Woche
„Zusammenkommen ist ein Beginn, Zusammenbleiben ein Fortschritt, Zusammenarbeiten ist ein Erfolg!“

Henry Ford, Automobilpionier